Sie wollten ihrem Wein ein schönes Zuhause geben. Das waren die Gedanken von Christa Kühner-Adams und Hans-Josef Adams, als sie inMehring-Lörsch mitten in den Weinreben der Steilhänge ihr moseltypisches Familien-Winzerhaus aus dem Jahr 1902 entkernten und mit viel Hingabe historisch aufarbeiteten. Dieses sogenannte Trierer Quereinhaus beherbergt traditionell Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach. Es steht zwar nicht unter Denkmalschutz, dennoch war es dem Winzerehepaar wichtig,
dass ein Architekt die Planung übernahm, der sich mit der Erhaltung historischer Bausubstanz auskannte,
erzählt Christa Kühner-Adams, im Erstberuf Agrar-Ingenieurin. Der Ehemann hat Betriebswirtschaft studiert. Tochter Pauline will vielleicht Theologin werden, hilft am Wochenende aber aus.
Also wurden Bruchsteinmauern restauriert, Schieferstein und Natursteinwacken verbaut, Fenster, Dielen und Eichenholztreppen saniert, Originalfliesen aus Italien besorgt. Jede Pore des Haupthauses mit dem liebevoll gestalteten Ferienhaus sowie angrenzender Terrasse verströmt Vergangenheit.
Genau das hatten wir uns vorgestellt
, sagt Christa Kühner-Adams. Weinverkostungen werden im "Alten Heuspeicher" zelebriert, vom Design her eine beeindruckende Materialmelange aus Moselsandwänden mit Muscheleinsprengseln, über Putz gelegten Leitungen, Eichenholzschränken und modernem Mobiliar – behütet von einem hundert Jahre alten Dachgebälk.
Um den Weintouristen aber auch einen Blick in ihre Weinberge und auf das Moseltal anzubieten, wurde 2018 ein vor den Giebel gesetzter Glaskubus eröffnet. Praktischerweise befindet sich darunter eine alte Garage als Unterbau. Die Treppe hinauf besteht aus Steinen einer alten Mauer aus dem Weinberggelände. Sichtbar trifft nun in der "Vinothek am Flusskilometer 174" Neu auf Alt, innen getrennt durch eine Industrietür mit Glas, so wie einst schon Bauern den Stall vom Wohnhaus trennten. Die Theke aus Stahl steht vor einer rustikalen Wand aus Natursteinen. Die Tischplatten sind aus Eichenkrummholz, sie liegen auf starken Metallbeinen. Dank der Panoramascheiben ist alles lichtdurchflutet, der zurückgenommene Chic der Inneneinrichtung bildet einen sinnlichen Kontrast zum historisch-prallen Milieu des alten Winzerhauses.
Und weil neben Liebe zum Bewahren und zur Nachhaltigkeit auch die Artenvielfalt wichtiges Puzzleteil der Familienphilosophie ist, steht im Weinberg auch ein sogenannter Lebensturm für Kleinstlebewesen. Und zu den Riesling-Reben haben die Kühner-Adams vor vier Jahren auch den Gelben Kleinberger wieder angebaut. Der Anbau war ein Risiko, doch ein Rebsortenforscher und ein Rebsortenveredler standen mit Rat und Tat zur Seite. Weinliebhaber freuen sich seither auf den goldgelben, leicht würzigen Wein mit fruchtigen Aromen.
© Text: Deutsches Weininstitut GmbH, Ausgezeichnete Vinotheken 2021