VON DR. BÄRBEL SCHULTE:
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Moselregion – und das schon seit rund 200 Jahren! Auch die Vorstellung des romantischen und weinseligen Moseltals hat seinen Ursprung im frühen 19. Jahrhundert, als vor allem englische Maler der Region ein künstlerisches Denkmal setzten.
Für die Söhne des europäischen Adels bildete die sogenannte „Grand Tour“ als politische, moralische und kulturelle Bildungsreise einen festen Bestandteil ihrer Ausbildung. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Bürgertums zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden zunehmend auch die Sprösslinge der gehobenen Bürgerschicht auf Tour geschickt. Vorreiter waren hier die früh industrialisierten Engländer.
Die Themen Politik, Kultur und Moral rückten für die jungen Menschen im Zeitalter der Romantik allerdings allmählich in den Hintergrund zugunsten des intensiven Erlebens der Naturschönheit und des Sammelns möglichst vieler pittoresker Eindrücke. War es zunächst der Rhein, der besonders viele Reisende anzog, wurde ab 1815/20 auch die Mosel als „liebliche Tochter“ des Rheins entdeckt.