Das Riesling-Kartell

Verboten gute Weine!

 

Dicke Zigarren, schwarze Hemden mit weißen Krawatten, ein finsterer Blick. In einem düsteren Kellergewölbe in Pünderich haben sie sich zusammengerottet, um berauschende Substanzen im großen Stil anzubauen. Es ist das berühmt-berüchtigte Riesling-Kartell. Verurteilt zu lebenslänglichem Weinbau, befinden sich die Mitglieder der nebulösen Vereinigung derzeit im offenen Vollzug. Gemeinsam streben sie die Monopolisierung des Weinmarktes und nicht weniger als die Weltherrschaft an.

Diesen schwarzgekleideten Herren möchten die meisten wohl lieber nicht im Dunkeln begegnen. Oder vielleicht doch?

Kartell aus Pünderich

Denn was nach der Mafia-Kultserie „Die Sopranos“ klingt, ist in Wahrheit ein origineller Zusammenschluss von jungen Winzern, die mit ihrer guten Idee in der Weinwelt von sich reden machen. Sechs junge Enthusiasten, die meisten von ihnen ehemalige „Insassen“ der Hochschule Geisenheim, die nach Lehrjahren und Stationen im Ausland wieder in den Steillagen in und um Pünderich ernten.

Tatsächlich erinnern die Aufnahmen der Kartell-Brüder auf ihrer Homepage an Fahndungsfotos wie man sie aus Krimis kennt. In den Beschreibungen steht etwas von Spionage-Aktivitäten in anderen Betrieben. Oder von frühen Kontakten ins Riesling-Milieu. Sogar von Heckenmesserattacken auf unbescholtene Rebstöcke ist die Rede.
 

Germany’s Coolest Wine

Ansicht auf eine Flasche Kartellwein des Riesling-Kartells.

Denn natürlich haben sich Tobias Dahm, Johannes Busch, Nico Simonis, Dominik Busch, Matthias Lay und Markus Busch nur als Gag in Verbrecherpose geworfen. Mit ihrer unkonventionellen Idee vom „Riesling-Kartell“ wollen sie die elterlichen Betriebe, das Dorf und die Mosel aufmischen.

Ihr erster Coup: Ein Riesling, der prompt als „Germany's coolest Wine“ vom Deutschen Weininstitut (DWI) ausgezeichnet wurde. Bei einer Online-Abstimmung hoben Weinliebhaber und Experten das gemeinsame Kartell-Cuvée aus den sechs Weinbergen der Männer aufs Siegertreppchen. Das Prinzip dahinter: Ein Ort, eine Rebsorte, ein Jahrgang - sechs Winzer.

Doch neben ihrer prämierten „Einstiegsdroge“ bietet jeder des Sextetts zudem noch eine eigene Kartell-Edition. So reicht die Auswahl von trocken bis süß, jeder Weinstil ist vertreten. Deshalb möchten viele den Männern sehr wohl ganz gern im Dunklen begegnen: Um die verboten guten Weine im schummrigen Gewölbekeller zu probieren.

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