Es gibt geniale Menschen, die ihrer Zeit weit voraus sind. Einer davon war Nikolaus von Kues, Sohn eines reichen Kaufmanns und Moselschiffers. 1401 in Bernkastel-Kues geboren, studierte er Mathematik, Physik, Astronomie, Medizin, antike Philosophie, Jura und Theologie. Als Priester und Wissenschaftler stieg er in die höchsten Ränge des öffentlichen Lebens seiner Zeit auf und galt sogar als ernst zu nehmender Kandidat für die Papstwahl, starb aber 1464. Sein Grab ist in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom zu finden, sein Herz ruht an der Mosel.
Der universal gebildete Philosoph, Theologe und Mathematiker gehörte zu den ersten deutschen Humanisten seiner Zeit. In seinem Geburtshaus in Kues vollendete er sein philosophisches Hauptwerk „De docta ignorantia“, das wie ein Grenzstein zwischen Mittelalter und Neuzeit steht. Es löste die mittelalterliche Theologie und ihr geozentrisches Weltbild durch eine neue Deutung des Weltbaues ab. Diese ging sogar über Kopernikus, Galilei und Kepler hinaus und hat sich selbst im Licht der modernen Astrophysik eines Albert Einstein dem Grunde nach als wahr erwiesen.
Die Räume des Geburtshauses beherbergen heute die ständige Ausstellung „Nikolaus von Kues (1401 – 1464) – Leben und Werk im Bild“ und dienen u.a. für Kunstausstellungen, Religionsgespräche, Vorträge und Musik.
Ein besonders sehenswertes Zeugnis des großen Gelehrten ist in Bernkastel-Kues erhalten: Ein „Armenhospital für alte und abgearbeitete Männer“ aus allen Ständen, gestaltet nach klösterlichem Vorbild. Die spätgotische Stiftsanlage wurde nie zerstört und fungiert bis heute als Altenheim (heute auch für Frauen), denn Nikolaus von Kues hatte es materiell so großzügig ausgestattet und ihm so kluge Statuten gegeben, dass es bis heute bestehen kann.
Sehenswert sind die gotische Kapelle mit der Grabplatte des Kardinals und einem wundervollen Flügelaltar des Kölner Meisters des Marienlebens (um 1450/60), der Kreuzgang, der Rokoko-Konventsaal sowie die Bibliothek des Cusanus, die als eine der kostbarsten Privatbibliotheken der Welt gilt.
Teile der ehemaligen Wirtschaftsgebäude beherbergen heute ein Weinkulturelles Zentrum.