- Trier
Sehenswürdigkeit
Für die eigene Zukunft vorzusorgen – diese Aufgabe stand den Menschen im Mittelalter fast noch wichtiger vor Augen als heute. Denn angesichts von Fegefeuer und Jüngstem Gericht umfasste die Zukunft nicht nur das diesseitige, sondern auch das jenseitige Leben. Gut, wenn man da finanziell ähnlich komfortabel ausgestattet war wie die reiche Bürgerswitwe Adelheid von Besselich. Ihr Vermögen investierte sie unter anderem in die Aufstockung des Kirchturms von St. Gangolf und ließ – damit dies auch niemand vergaß – gleich die beiden Wappen von sich und ihrem verstorbenen Mann Clas an die Nordseite des Turmes anbringen. Ein frommes Werk, mit dem sie für sich und ihren Mann die Stunden im Fegefeuer zu verkürzen hoffte.
Die Bürger waren hoch erfreut, schließlich war damit auch die Einrichtung einer Feuerwache an der Turmspitze verbunden, durch die die Stadt besser geschützt werden konnte. Nur einer teilte die Freude nicht: Erzbischof Richard von Greiffenklau, der damit nicht mehr die höchsten Türme der Stadt besaß. Rasch suchte er die Scharte auszuwetzen. Heute ist der Südwestturm deshalb um ein Stockwerk höher als sein Pendant an der nordwestlichen Ecke des Domes. Schließlich ist auch die Wahrung des eigenen Status eine Investition in die Zukunft.
Besichtigungen sind nur außerhalb der Gottesdienste möglich.